62 Jahre Sauberkeit und Ordnung in der Kreuzkapelle: Ehrenmedaille für Günter Wiedle


Im Rahmen einer Feierstunde wurde dem Oberurseler Günter Wiedle am 24. März in Anerkennung seines außerordentlichen Engagements für die Stadt Oberursel (Taunus) die Ehrenmedaille verliehen. „Seit 1962 kümmert sich Günter Wiedle mit unermüdlichem Einsatz ehrenamtlich um die Pflege der Kreuzkappelle, die zum damaligen Zeitpunkt nur als Lager- und Abstellraum diente. Doch Günter Wiedle sah mehr in dieser Kapelle und nahm sich der Herausforderung an. Mit viel Einsatz machte er Geschichte erlebbar und schafft Identifikation. Danke für dieses selbstlose und außergewöhnliche Engagement für die Gemeinde und die Gemeinschaft“, so Bürgermeisterin Antje Runge anlässlich der Verleihung.

Im Jahr 1962 fiel Günter Wiedle beim Besuch der Kreuzkapelle das nicht ausgeschöpfte Potenzial des Ortes auf. Das Gotteshaus wurde vor allem als Abstellraum für die Friedhofsverwaltung und die Kirchengemeinde genutzt, der Putz bröckelte und die Kirchenbänke waren vom Holzwurm befallen. Günter Wiedle nahm Kontakt zum Pfarrer und zum damaligen Bürgermeister Heinrich Beil auf und bekam sofort die Schlüsselgewalt und das Sorgerecht für die Kreuzkapelle. Seit dieser Zeit kümmert er sich um die Pflege – auch heute noch mit immerhin über 80 Lebensjahren.

Die Kreuzkapelle liegt am nordwestlichen Eck des „Alten Friedhof“ an der Ecke Homburger und Frankfurter Landstraße. Errichtet wurde sie im Jahr 1618, um die Pesttoten auf einem Friedhof vor den Toren der Stadt zu beerdigen. Im gleichen Jahr begann der 30jährige Krieg, den die Kapelle als einziges städtisches Gebäude unversehrt überstand. Im Laufe der Jahrhunderte diente sie vor allem als katholische Beerdigungskirche und war wohl auch Ziel von Wallfahrten. Im Jahr 1718 wurde die Kapelle grundsaniert und erweitert. Beerdigungsfeiern gibt es seit Erbauung der Totenhalle im Jahr 1939 nicht mehr. Das architektonisches Kleinod, das Renaissance und Barock in sich vereint, beherbergt einen restaurierten Holzaltar aus dem Jahr 1669 sowie Beichtstühle aus dem 18. Jahrhundert. Das graue Mauerwerk mit rotem Sandstein, das schwarze Walmdach und die rundbogigen Fenster verleihen dem Bauwerk ein besonderes Erscheinungsbild. Auffällig ist der ehemalige offene Eingangsbereich mit breiten Rundbögen und runden Fenstern sowie eine kunstvoll gestaltete Kanzel an der Seite, die auf reich verzierten Steinbalken ruht. Neben der Kapelle steht ein beeindruckendes Kreuzigungs-Ensemble mit Jesus und den beiden Schächern, das durch realistische Darstellung und symbolische Details hervorsticht. Die Anlage als Ganzes zeugt von hoher handwerklicher und künstlerischer Qualität und macht den Friedhof zu einem Ort voller Geschichte und stiller Schönheit.

Auch aufgrund eines undichten Daches konnte die Kapelle viele Jahrzehnte nicht mehr genutzt werden. Zwischen 1990 und 1993 ließ die Stadt als Grundstückseigentümerin die Kreuzkapelle renovieren. Ausgestattet mit einer modernen Bestuhlung und einem elektrischen Beleuchtungssystem wird die Kapelle seitdem im eingeschränkten Rahmen für Gottesdienste und kulturelle Veranstaltungen genutzt.

„Ich wünsche im Namen des Magistrats der Stadt Oberursel Günter Wiedle für die Zukunft alles Gute und hoffe, dass er noch lange die Kraft findet, sich in gewohnter Weise um die Kreuzkapelle zu kümmern. Menschen wie er sind für die Stadtgesellschaft unverzichtbar und ein Vorbild für andere. Herzlichen Glückwunsch zur Ehrenmedaille der Stadt Oberursel (Taunus)“, so die Bürgermeisterin abschließend.

 

Antje Runge

Bürgermeisterin


Das Foto (Quelle: Stadt Oberursel) von der gestrigen Verleihung zeigt  v. l. n. r.

  • Stadtrat Andreas Bernhardt
  • Bürgermeisterin Antje Runge
  • Günter Wiedle
  • Pfarrer Andreas Unfried
  • Wilfried Abt
  • Susanne Herz
  • Erster Stadtrat Jens Uhlig
  • Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler.