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Oberurseler Künstlerin Gerda Johanna „Jo“ Werner
1000 Eichen im Gedenken an Gerda Jo Werner – Die Erinnerung an die Kulturfrau auf der 50-Pfennig-Münze wird lebendig in die Zukunft getragen
Die Oberurseler Künstlerin Gerda Johanna „Jo“ Werner, die als Baum pflanzende Frau auf der 50-Pfennig-Münze bekannt wurde, hat in ihrem ehemaligen Wohnort Oberursel im Taunus ein Ehrengrab erhalten. Um ihr Andenken zu bewahren, fand eine große Wiederaufforstungsaktion statt, die zugleich das Wirken der „Kulturfrauen“ würdigt, die früher in der Forstwirtschaft für das Pflanzen und Pflegen junger Bäume in sogenannten Forstkulturen zuständig waren. Es waren diese Frauen, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch ihre Arbeit den zerstörten Wald wiederaufbauten und denen mit der Prägung auf der Münze ein Denkmal gesetzt wurde.
Zweimal wird der Hohlspaten mit dem Fuß in den Boden getrieben, um einen sogenannten „Erdpfropfen“ auszustechen. Die Wurzel eines Setzlings wird in das entstandene Loch gehalten, das anschließend mit Erde aufgefüllt und leicht festgetreten wird. Dann geht es weiter zur nächsten Markierung. Auf diese Weise wurden am Montag, dem 17. März 2025, 1000 Bäume im Oberurseler Stadtwald gepflanzt. Neben Stieleichen fanden auch Hainbuchen, Speierlinge und Elsbeeren ihren Platz in der Erde.

„Wir haben hier und heute – in Erinnerung an die im Jahr 2004 verstorbene Oberurselerin Gerda Johanna Werner, der Kulturfrau auf der 50-Pfennig-Münze, ein wahrhaft lebendiges Denkmal für die Zukunft geschaffen“, betonte Bürgermeisterin Antje Runge in ihrer Ansprache. „Eichen benötigen, bis sie ihren höchsten Wuchs erreichen, nahezu ein ganzes Jahrhundert. In drei bis vier Generation können Menschen, die den Taunus besuchen, an dieser Stelle mit einem stabilen kleinen Waldsystem rechnen. Durch Verdunstung geben Bäume beispielsweise Wasser an die Luft ab und wirken damit wie eine natürliche Klimaanlage. Das ist nur eine von zahlreichen positiven Eigenschaften von Wäldern für den Menschen und sein Wohlergehen. Gleichzeitig bieten die Bäume für die Menschen einen großen Naherholungswert“, fuhr Runge fort.

Eine neue Informationstafel des Naturparks Taunus erinnert nun an diesen besonderen Anlass und das nach wie vor aktuelle Thema, den Forst besonders schützen zu müssen. Diese entdeckt man unmittelbar an der neu entstandenen Pflanzfläche am Ende der Friedländerstraße oberhalb der Klinik Hohe Mark. Im Rahmen der Aufforstungsaktion wurde die Tafel gemeinsam mit zwei Ruhebänken feierlich durch den hessischen Forstminister Ingmar Jung und die Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank, Dr. Sabine Mauderer, eingeweiht.
Der dort abgebildete Text erzählt die Geschichte der Kulturfrauen. Nach dem Zweiten Weltkrieg standen sie vor enormen Herausforderungen. Der Wald war stellenweise durch Kriegshandlungen zerstört, Holz wurde dringend als Brennstoff und Baumaterial für den Wiederaufbau der Städte benötigt. In den Besatzungszonen kam es zudem zu großflächigen Kahlschlägen, da Holz als Reparationszahlung an die Siegermächte diente. Insgesamt wurden etwa eine Million Hektar Wald abgeholzt – eine Fläche, die durch die harte Arbeit der Kulturfrauen wieder aufgeforstet wurde.
Diese Leistung wurde durch die 50-Pfennig-Münze symbolisch gewürdigt. Im Zuge der Währungsreform im Jahr 1948 suchte die Bank Deutscher Länder (später Deutsche Bundesbank) ein Motiv, das den Wiederaufbau Deutschlands verkörpern sollte. Die Wahl fiel auf das Bildnis einer knienden Frau, die einen Eichensetzling pflanzt. Das Motiv zeigt die Oberurselerin Gerda Jo Werner, die dem schaffenden Künstler - ihrem Mann, dem Bildhauer Richard Martin Werner - Modell stand. Sie kniet am Boden und hebt einen Eichensämling aus dem Beet, um diesen zu verschulen. Kulturfrauen zogen die kleinen Bäumchen an und pflanzten diese später auf die Kulturflächen.

Das silberfarbene Geldstück wurde über zwei Milliarden Mal geprägt und war bis zur Einführung des Euro im Umlauf. „Die 50-Pfennig-Münze war der größte damals geprägte Wert in der neuen Währung. Sie war viel Geld, also deutlich mehr wert, als man vielleicht vermuten würde. Damit zeugt sie vom Anpacken, von Wachstum, und vom festen Willen, auch unter schwierigen Bedingungen voranzukommen. Die Münze mit der symbolischen Pflanzfrau stammt aus einer Zeit, in der viel Zuversicht benötigt wurde“, erklärte Dr. Sabine Mauderer, Vizepräsidentin der Deutschen Bundesbank in ihrem Grußwort.
Heute steht die Forstwirtschaft vor neuen Herausforderungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden großflächig Fichtenkulturen gepflanzt, da entsprechendes Pflanzgut leicht verfügbar war, die Baumart besonders schnell wächst und zudem wertvolles Bauholz produziert. Doch seit den 1980er-Jahren leiden diese Bestände unter den Folgen von saurem Regen, starken Stürmen, Dürreperioden und durch den Klimawandel begünstigten Schädlingen. Besonders die Trockenjahre 2018 bis 2022 führten dazu, dass in unseren hessischen Wäldern auf rund 90.000 Hektar Freiflächen entstanden sind.

Die moderne Forstwirtschaft setzt bei der Wiederbewaldung dieser Flächen auf widerstandsfähigere Laub-Mischwälder – so auch auf der neu bepflanzten Fläche im Oberurseler Stadtwald. Forstminister Ingmar Jung erklärte: „Wir haben schon einmal bewiesen, dass wir unsere Wälder wiederaufbauen können. Naturnah, klimastabil und artenreich soll die neue Waldgeneration sein. Und natürlich wollen wir auch weiterhin den einzigartigen Rohstoff Holz produzieren. Die heutige Wiederaufforstungsaktion im Gedenken an Gerda Jo Werner ist ein guter Anlass, einen kleinen Beitrag zur Wiederbewaldung unserer Heimat zu leisten.“
Die Präsidentin der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), Ursula Heinen-Esser, zeigte sich vor Ort sehr erfreut über die zukunftsweisende Initiative, die nicht nur einen historischen Rückblick auf die Anfänge der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch auf die Geschichte der SDW erlaube. So sei die SDW damals gegründet worden, um die fatalen Auswirkungen für den Wald auf deutschem Staatsgebiet durch die Reparationsforderungen der Alliierten gegenüber Deutschland zu stoppen, die unter anderem in Form von Lieferungen verschiedener Rohstoffe an die Alliierten entstanden, darunter auch Holz. Vor diesem Hintergrund habe sich die Schutzgemeinschaft für die Wiederaufforstung der stark vom Zweiten Weltkrieg und seinen Folgen geschädigten Wälder auch im Sinne des Erhalts und des Neuentstehens einer Kulturlandschaft eingesetzt.

Im Rahmen der 1000-Eichen-Aktion engagierten sich für die Wiederaufforstung besonders zwei Schulklassen des beruflichen Gymnasiums der Feldbergschule, an der Gerda Jo Werner einst selbst Kunst unterrichtet hatte. Unterstützt wurden sie von zahlreichen Freiwilligen, die sich mit festem Schuhwerk in den Stadtwald begaben, um tatkräftig beim Einsetzen der Baumsetzlinge mitzuhelfen. Mit dabei waren aktive Menschen aus der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, den Rotary Clubs Oberursel und Frankfurt, dem Magistrat der Stadt Oberursel und allen unten genannten Beteiligten.
Für ihr künstlerisches und berufliches Wirken wurde Gerda Johanna Werner am 26. August 1994 mit der Ehrenmedaille der Stadt Oberursel (Taunus) ausgezeichnet. Aufgrund ihrer Bedeutung als Künstlerin und Kunstdozentin erkannte sie die Stadt als eine für Oberursel besonders bedeutende Persönlichkeit an. Gerda Jo Werner war eine an der Städelschule in Frankfurt am Main ausgebildete Künstlerin. Sie malte Aquarelle, später Ölbilder und stellte in Frankfurt, Hannover, Darmstadt und Paris aus. Über Jahrzehnte hinweg war sie als Kunstlehrerin und Dozentin an der Gesamtschule Oberursel, der Feldbergschule und der Volksschule tätig. Ihr herausragendes Lebenswerk führte schließlich dazu, dass ihre Grabstätte im vergangenen Jahr in ein Ehrengrab umgewandelt wurde. Ein Runder Tisch mit vielen Beteiligten erarbeitete hierfür ein würdiges Konzept – aus dem schließlich auch die Idee für das Wiederaufforstungsprojekt im Oberurseler Stadtwald entstand.
Dank des gemeinsamen Engagements zahlreicher Institutionen konnte die Aktion „1000 Eichen in Erinnerung an Gerda Johanna Werner“ erfolgreich umgesetzt werden:
- Stadt Oberursel
- Bau & Service Oberursel
- Hessisches Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat
- Deutsche Bundesbank
- Stiftung Hessischer Naturschutz
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (Bundesverband, Landesverband Hessen und
- Ortsverband Oberursel)
- Verband Hessischer Waldbesitzer
- AGDW – Die Waldeigentümer
- Deutscher Forstwirtschaftsrat
- Verband Deutscher Forstbaumschulen
- Naturpark Taunus
- Feldbergschule Oberursel
- Rotary Club Oberursel
- Rotary Club Frankfurt am Main
Das Ehrengrab wird im Rahmen einer kleinen Feierstunde am Freitag, 28. März 2025, um 11 Uhr offiziell eingeweiht.
Fotos: Stadt Oberursel