Mehr Platz für Alle!


Am vergangenen Wochenende wurde die Eppsteiner Straße zwischen Ackergasse und Bachstraße gesperrt, um mithilfe von Bemalungen auf Fahrbahn und Gehweg eine mögliche Straßen-Neugestaltung für ein Jahr sichtbar zu machen. Die Ergebnisse des Verkehrsverhaltens und der Rückmeldungen gehen in die weitere Planung ein. Hintergrund ist, dass die Eppsteiner Straße zwischen Homm-Kreisel bis zum Marktplatz dringend sanierungsbedürftig ist. Die Kosten für die Bemalung betragen 15.000 Euro und werden zweckgebunden aus den Fördermitteln des Landes Hessen aus dem Programm Zukunft Innenstadt finanziert. Davon ist der Eigenanteil aus dem städtischen Haushalt 3.000 Euro. Die Grundlage ist ein städtischer Beschluss nach großer Bürgerbeteiligung vom 19.7.2023 mit breiter Zustimmung der Fraktionen CDU, Bündnis 90/ Die Grünen, SPD, OBG, ULO, AfD, der Linken sowie der FDP bei Enthaltung der Klimaliste. Ursprünglich war ein umfassender Verkehrsversuch für ein Jahr geplant, auf den auf Grund des knappen Haushalts verzichtet wurde.

 

Linien und Farben

Was können zu Fuß Gehende, Radfahrende, Fahrgäste im Stadtbus oder Autofahrende nun vor Ort erleben und sehen? – Am Auffälligsten ist sicherlich die Darstellung des Alten Stadttores und der alten Stadtmauer in Rot- und Orangetönen, Aufenthaltsbereiche und Kreuzungsschwerpunkte im Fußverkehr in Gelbtönen sowie ein möglicher zukünftiger Fahrbahnverlauf als dunkelgraue Linie. Dabei handelt es sich nicht um eine verkehrsrechtliche Anordnung. Es gelten weiterhin die weißen Fahrbahnbegrenzungen. Das von vielen Insekten liebevoll angeflogene Pflanzbeet wird von Pflanzpaten betreut und dient der weiteren Verkehrsberuhigung. Der Standort des Pflanzbeetes wird immer wieder verändert, um das Verkehrsverhalten zu erproben.


Umfassende Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern – Beschluss des Stadtparlaments

Um ein breites Meinungsbild einzuholen, wurde auf Anregung aus den Gremien 2021 eine sehr breite Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger sowohl über Plakate in der Stadtbibliothek als auch in einer Online-Infoveranstaltung (Corona) am 16.6.2021 durchgeführt. Fragebögen waren online und in Papierform abrufbar. Im Ergebnis haben sich die Oberurselerinnen und Oberurseler mit großer Mehrheit einen verkehrsberuhigten Bereich gewünscht! Die ausführlichen Ergebnisse dieser Beteiligung sind öffentlich auf der Homepage der Stadt Oberursel abrufbar.

Im öffentlich tagenden Bau-, Umwelt- und Klimaschutzausschuss BUKA wurde am 14.9.2022 mitgeteilt, dass vor einem umfassenden Umbau die zukünftige Gestaltung ausprobiert werden solle. Dies hat zum Ziel, die neue Gestaltung für jedermann erlebbar zu machen.

Um umfassend bereitstehende Fördermittel des Landes Hessen nutzen zu können, wurde die temporäre Umgestaltung in das Programm Zukunft Innenstadt integriert. Der u.a. mit Vertreterinnen und Vertretern aller Fraktionen besetzte begleitende Arbeitskreis Zukunft Innenstadt hat die Elemente der Umgestaltung abgestimmt und dem Magistrat die Umsetzung unter Nutzung der Fördermittel empfohlen.

Die Stadtverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 19.7.2023 bei einer Enthaltung ansonsten einstimmig die Durchführung der temporären Umgestaltung „Mehr Platz für Alle!“ beschlossen.

Kurzfristig wurde über die anstehenden Maßnahmen „Pflanzkübel“ und „Bemalung“ nochmals in den relevanten Gremien (Magistrat, BUKA und Ortsbeirat Mitte im April 2024) informiert. Neben Pressemitteilungen und Social Media-Posts in diversen Medien wurden Anwohnende über eingeworfene Infoschreiben informiert.

Der Stadt Oberursel ist es hier gelungen, ausgehend von einer breiten Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger, unter Nutzung von Fördermitteln (Förderquote 80 %), ausführlichen Beratungen im Arbeitskreis Zukunft Innenstadt und dem daraus folgenden Beschluss des  Stadtparlaments eine gemeinschaftliche Aktion auf die Beine zu stellen. Die konsequente Nutzung der Fördermittel ermöglicht mit einem sehr geringen Einsatz eigener Haushaltsmittel die gewünschte Neugestaltung der Eppsteiner Straße allen Bürgerinnen und Bürgern nahezubringen und das Feedback einzubeziehen, bevor ein teurer Umbau (mit ggf. notwendigen teuren Nachbesserungen) beginnt.

 

Wie geht es nun weiter?

Die zuständige Fachabteilung wird die Nutzung des umgestalteten Abschnitts in den kommenden Wochen und Monaten genau analysieren.

Die Bemalung wird, je nach Witterung ungefähr ein Jahr halten. Über die Abnutzung lassen sich Fahrwege ableiten, die wichtige Hinweise für eine mögliche Umgestaltung liefern.

Zu verschiedenen Zeitpunkten finden Verkehrszählungen statt. Diese werden mit einer Kamera durchgeführt, die das Verkehrsgeschehen datenschutzkonform (keine Erkennung von KFZ-Kennzeichen oder Gesichtern möglich) als Video aufzeichnet. Die Kamera war schon an vielen Standorten in Oberursel im Einsatz. Auf Basis der Videos lassen sich außerdem Wege einzelner Verkehrsmittel ableiten. Das sind sehr wichtige Hinweise für die später folgende Detailplanung der Straße.

Im Laufe des Jahres soll das mobile Pflanzelement an weiteren Standorten getestet werden, um herauszufinden, wo die Wirkung einer gewünschten Verkehrsberuhigung am größten ist. Im Rahmen der Entwurfsplanung kommen hierfür mehrere Standorte in Frage.

Außerdem soll in den kommenden Wochen an der Ecke Obere Hainstraße und Eppsteiner Straße ein kleiner Pocket Park mit Aufenthaltscharakter entstehen, der durch mobile Sitzmöbel und ein Baummodul ergänzt wird. Auf der Website wird rechtzeitig über die geplanten Aktionen informiert.

 

Das wünsche ich mir noch… Ich habe noch folgende Idee… Wie wäre es, wenn…

Eine Delegation aus Stierstadts niederländischer Partnerstadt Koggenland-Ursem war am Wochenende zu Besuch vor Ort und zeigte sich begeistert von der gelungenen Aktion! Vom Fahrradshop veloon und dem Café Extrafein wurde die während der Bemalung zur Sackgasse gewordene Obere Hainstraße als Aufenthaltsraum genutzt: Bei sonnigem Wetter gab es Waffeln und Kaffee, Kinder spielten auf der Straße und auch das Café Portstraße unterstützte mit einigen Liegestühlen. Vor Ort wurde rege diskutiert und das Vorhaben erläutert.

Ein Infoboard an der Ecke zur Unteren Hainstraße ist mit einem Briefkasten, Papier und Stiften versehen, der zur Abgabe von Feedback zu den Maßnahmen einlädt. Die Stadt freut sich auf Hinweise auch per Mail an verkehrsplanung@oberursel.de.


Zur Diskussion

Bürgermeisterin Antje Runge macht deutlich: „Ich freue mich auf einen offenen, konstruktiven und Fakten-basierenden Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern, um die im Rahmen des Beteiligungsverfahrens gewonnenen Erkenntnisse zu verfeinern. Es ist ein Ausprobieren möglicher Verkehrsveränderungen, bei dem das Feedback aufgenommen wird.  Dann haben wir die Chance, eine attraktive, ruhigere, sichere und klimawandelangepasste Eppsteiner Straße bauen zu können. – Sicherlich gibt es immer verschiedene Sichtweisen und Erfahrungen zum Thema Verkehr: Dass momentan Plakate zerstört und entfernt werden ist allerdings purer Vandalismus. Auch dass mit falschen Zahlen durch Kritzeleien und Behauptungen in den sozialen Medien argumentiert wird, trägt aus meiner Sicht nicht zu einem demokratischen Diskurs bei. Ich bitte darum, aufmerksam zu sein, wenn Sie zu Sachbeschädigungen Beobachtungen machen.“


Antje Runge

Bürgermeisterin