Erinnerungskultur 

Die Erinnerung wachhalten – Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Oberursel


Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Konzen­trations- und Vernichtungslagers Auschwitz, wird seit 1996 als Gedenktag für die Opfer des National­sozialismus begangen. Er steht für eine beständige Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen und an Schuld und Verantwortung der deutschen Bevölkerung. 2023 jährt sich die Befreiung von Auschwitz zum 78. Mal.  


Auch in Oberursel hat die Erinnerungskultur einen hohen Stellenwert und so gedachte die Stadt in Kooperation mit der Initiative Opferdenkmal e. V. und der Gesellschaft Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hochtaunus e. V. in einer Gedenkstunde mit Kranz­niederlegung am Opferdenkmal an der Hospitalkirche der Geschehnisse.

Bürgermeisterin Antje Runge in ihrer Rede: „Auschwitz steht für millionenfachen Mord, für eine bis ins Letzte durchgeplante Vernichtungsmaschinerie, für Un­menschlichkeit schlechthin. Heute ist ein Tag, an dem wir innehalten, gedenken und uns erinnern. Wir erinnern uns an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft: Wir gedenken der Millionen Juden, Sinti und Roma, Homosexueller, Menschen mit Behin­derungen, Zeugen Jehovahs und politisch Verfolgter, die Opfer des Nationalsozialismus wurden. Sie wurden verfolgt, erniedrigt, zur Zwangsarbeit gezwungen und ermordet. Und wir denken an diejenigen, die schwer traumatisiert überlebt haben und doch zerbrochen sind. Wir tragen die Verantwortung, das Geschehene nicht zu vergessen. Auch heute noch machen uns die nationalsozialistische Willkürherrschaft und ihre Ver­brechen sprachlos. In diesem Jahr hat der Deutsche Bundestag das Gedenken an Menschen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. geschlechtlichen Identität im Nationalsozialismus verfolgt wurden, in den Mittelpunkt gestellt. Bis 1969 fand der Paragraf 175 in der verschärften Fassung von 1935 Anwen­dung. Erst 1994 wurde er ersatzlos aus der deutschen Gesetzgebung gestrichen und vor fünf Jahren, am 22. Juli 2017, wurden endlich auch alle Urteile nach 1945 aufgehoben. Junge Menschen können es heute kaum glauben, wenn man ihnen erzählt, dass unser Staat Menschen ins Gefängnis steckte, nur, weil sie anders liebten als die Mehrheit.“

 

Runge wendete sich am Ende ihrer Rede mit einem Appell direkt an die Besucherinnen und Besucher der Gedenkveranstaltung: „Wir erinnern uns an das unermessliche Leid und gedenken aller Opfer des Nationalsozialismus. Wir treten für eine offene und freie, wie auch gleichberechtigte und solidarische Gesellschaft ein. Wir ziehen die Lehre für die Zukunft: Nie wieder! Seien Sie stark, haben Sie den Mut und die Entschlossenheit, jeder Form von Hass, Hetze und Alltagsrassismus entgegenzutreten!“

 

Neben der Bürgermeisterin sprachen Annette Andernacht als Vertreterin der Initiative Opferdenkmal e. V., Angelika Rieber als Vertreterin der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. und Neithard Dahlen vom Auschwitz-Komitee-in-der-Bundesrepublik-Deutschland e. V.. Sie bekräftigten den Aufruf, die Lehren aus dieser Zeit an die zukünftigen Generationen weiterzugeben und diese in das Mahnen und Gedenken einzubeziehen.

 

Die Kranzniederlegung durch Stadtverordnetenvor­steher Lothar Köhler und Bürgermeisterin Antje Runge am Opferdenkmal wurde gerahmt durch das bewe­gende Trompetenspiel des Zeitzeugen Mieczyslaw Grochowski, der das Lagerlied von Auschwitz vortrug. Bereits am Tag zuvor berichtete er über seinen Aufenthalt im Internierungs- und Arbeitslager Lebrechtsdorf-Potuliz (Potulice), eines Außenlagers des KZ Stutthof bei Danzig. Hier war der heute 84jährige Pole ab Mitte 1943 bis zum Kriegs­ende mit seiner Familie interniert.

 

 Antje Runge

 Bürgermeisterin